Alvion - Vorzeichen
(Band 1 des Tar Naraan Zyklus)
Ziel- und Heimatlos durchstreift Alvion Trey, der letzte Lyraner, die Länder Septrions. Als einziger hat er die Vernichtung seines Volkes durch Molaar, den grausamen Herrscher Meridias, als Kind überlebt. Und Molaar, in seiner unersättlichen Gier nach Macht, beginnt einen von langer Hand geplanten Angriff auf alle Länder des arglosen Septrion.
Zur Armee zurückgekehrt,befindet sich Alvion auf der Flucht ins Landesinnere nach Perlia, wo schließlich ein erster Sieg über Molaars übermächtige Armeen errungen werden kann. Der Lyraner aber wird bald darauf verwundet, da ihn seine scheinbar aussichtslose Liebe zur Magierin Salina zu einer Verzweiflungstat treibt.
Währenddessen müssen im Norden die Argion, unter ihnen auch Tian Lux, Alvions einziger Freund, immer weiter vor dem Feind ins Innere ihrer Heimat zurückweichen.
Der Magierorden vom Seelenwald ist die letzte Hoffnung für Septrion, zumindest ein wenig Zeit zu gewinnen, bis ein Weg gefunden werden kann, den endgültigen Untergang noch abzuwenden...
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Leseprobe
...einige Minuten später war alles bereit zum Aufbruch und überall machte sich eine drängende Unruhe breit. Immer wieder schrien einzelne Männer oder auch Gruppen auf, wenn sie glaubten, etwas im Dunkel gesehen zu haben, doch noch erfolgte kein Angriff. Wir hatten beschlossen uns so aufzuteilen, dass einer von uns Offizieren vorneweg, einer am Ende und zwei in größerem Abstand in der Mitte unseres Zuges gehen würden, um immer einen zur Stelle zu haben, wenn irgendwo ein Überfall erfolgen sollte. Wie es an den vorherigen Tagen üblich gewesen war, übernahm Abax die Spitze des Zuges und würde versuchen, nach Westen vorzudringen, um den Waldrand zu erreichen, Syur und Angalos würden in der Mitte bleiben, während ich am Ende des Zuges marschieren würde. So machten wir uns auf den Weg, eine lange, leuchtende Prozession, die mich fast an einen mit Kerzen erleuchteten gedeckten Festtisch in einem abgedunkelten Saal erinnerte. Das sich aufdrängende Bild eines Leichenzuges ignorierte ich wohlweislich. Im Gegensatz zu den Waldbewohnern, brauchten wir das Licht unbedingt, um uns nicht in völliger Finsternis zu verirren oder andauernd zu stolpern, und so verdrängte ich die beunruhigenden Gedanken und wartete, bis sich unser Zug in Bewegung gesetzt hatte. Ich ging in der letzten Reihe und musste mich ständig umdrehen, um den Wald hinter uns zu überwachen, da wir natürlich an dieser Stelle sehr verwundbar waren. Ein angstvolles Schweigen lag über dem Zug, zusammen mit einer fast greifbaren Anspannung. Die Bäume um uns herum schienen durch das Leuchten der Fackeln selbst zum Leben zu erwachen, überall tanzten unheimliche Schatten. Da sich unser Vormarsch nicht geräuschlos bewerkstelligen ließ, konnte ich es nicht mit völliger Gewissheit sagen, doch unsere Umgebung erschien mir unnatürlich still. Es war so gut wie unmöglich, eine sich nähernde Gefahr zu erkennen, außer, sie kündigte sich früh und mit so immenser Wucht an, dass man sie weder übersehen noch überhören konnte. Mehrmals ertönte tief aus dem Wald jenes Brüllen, das uns schon im Lager in Aufruhr versetzt hatte und stets blieben irgendwo weiter vorne größere Gruppen stehen, und lauschten ängstlich.
„Bewegt euch, bleibt nicht stehen, ihr Narren!“, brüllte ich schließlich, als unsere Kolonne zum dritten Mal zum Stehen kam. Wenn irgendwo eine Lücke in unserem Zug entstand, waren wir ein noch leichteres Ziel für einen etwaigen Angreifer. Meine Worte schienen jedoch gewirkt zu haben, denn als erneut ganz in der Nähe das Brüllen erklang, bewegte sich unser Zug trotzdem weiter.
Dann, urplötzlich erfolgte der Angriff! Von überall her schwoll das furchtbare, tiefe Gebrüll aus dutzenden Kehlen an, und auf einmal...
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