Alvion - Tar Naraan
(Band 3 des Tar Naraan Zyklus)
Die Reiche Septrions stehen am Abgrund und unerbittlich naht der Zeitpunkt der letzten Schlacht gegen die unaufhaltsam vorrückenden Meridianer. Einzig die Hoffnung darauf, dass die Kinder Velias unter Salinas Führung Molaar stellen und besiegen können, bewegt die Könige und Magier dazu, den Widerstand aufrecht zu erhalten und bis zum Letzten zu kämpfen.
Doch das Schicksal der Erwählten ist ungewiss, niemand weiß, ob sie es überhaupt bis nach Meridia geschafft haben, oder ob sie schon längst gescheitert sind. Während die freien Teile Septrions immer weiter schrumpfen, stehen die Erwählten vor schier unlösbaren Aufgaben in für sie unbekannten Ländern. Werden sie ihre noch fehlenden Gefährten wirklich treffen, welche Gefahren hält der Weg zu ihrem Treffpunkt in Iwria noch für sie bereit und was steht ihnen bevor, wenn sie Tar Naraan wirklich erreichen und Molaar gegenüberstehen, dem mächtigsten Magier, den Velia je gesehen hat?
Und über allem schwebt drohend die Frage, wieviel Zeit ihnen noch bleibt, falls es nicht längst zu spät ist...
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Leseprobe
Kurze Zeit später befand sich nur noch ein Bauernkarren vor ihm, dessen Lenker sich bitter über die Behandlung durch die Soldaten beschwerte, was Geras überhaupt nicht in den Kram passte, da man den Gesichtern der Soldaten ansehen konnte, dass ihnen jener Bauer mit seinen Widerworten gehörig auf die Nerven fiel. Ihm hatte gerade noch gefehlt, dass die Soldaten bei seiner Kontrolle noch unnötig wütend zu Werke gingen, nur weil dieser Narr vor ihm sein Mundwerk nicht im Zaum halten konnte. Das Streitgespräch vor ihm ging erbittert weiter, bis es einem der Soldaten zu viel wurde und er seine beiden Kameraden alleine ließ und zu Geras nach hinten ging. Er war offensichtlich erbost und schüttelte mehrmals den Kopf, ehe er Geras in unwirschem und herablassendem Tonfall, natürlich auf Naraanisch, ansprach:
„Und was willst du in Creepiae, Kragier?“
„Ich bin auf der Suche nach einem alten Kameraden mit dem ich einst Seite an Seite gekämpft habe“, gab Geras so höflich und freundlich wie möglich zurück. „Er hat vielleicht Arbeit für mich.“ Das Gesicht des Wachpostens verzog sich misstrauisch und er fragte in harschem Ton mit zusammengekniffenen Augen:
„Bist du nicht etwas jung für einen Veteranen? Mir scheint, du solltest noch in Uniform stecken und kämpfen?“
Zur Antwort drehte sich Geras zunächst so im Sattel, dass der Wachposten seinen scheinbar fehlenden Arm sehen konnte, ehe er immer noch ruhig aber bestimmt die Frage beantwortete.
„Das ist mir nicht mehr möglich! Ich hatte Glück, dass ich mit dem Leben davonkam, und wurde nach Hause geschickt, da Meridia keine einarmigen Soldaten gebrauchen kann!“
„Soso und du suchst einen Kameraden, der neben dir gekämpft hat und der nun ebenfalls wieder zu Hause ist?“, kam die nächste Frage in etwas gemäßigterem Ton, aber immer noch hörbar argwöhnisch.
„So ist es! Wir gehörten zu den Ersten, die verwundet wurden, als wir uns den Zugang nach Ostsolien erzwangen!“, bemühte sich Geras, seine Stimme stolz klingen zu lassen. Der Soldat setzte zu einer weiteren Erwiderung an, als der Streit vor ihnen noch lauter wurde als ohnehin. Der Bauer hatte sich von seinem Karren herab geschwungen und schrie nun mit hochrotem Gesicht auf einen der anderen Wachsoldaten ein.
„Reite weiter!“, sagte der Soldat, dessen Argwohn mit einem Mal erlosch und stattdessen unverhohlenem Zorn wich, als er sich anschickte, seinen Kameraden zu helfen, mit dem wild gewordenen Bauern fertig zu werden. Geras beeilte sich, dieser Aufforderung nachzukommen und war sich bewusst, wie viel Glück er gerade gehabt hatte, denn sein Gefühl sagte ihm, dass er eine eingehende Prüfung vor sich gehabt hätte, wenn der Bauer nicht so störrisch gewesen wäre.
An der Hauptstraße, die geradewegs ins Zentrum von Creepiae hinein führte, reihte sich Laden an Laden und schon nach wenigen Augenblicken war Geras überzeugt davon, dass er hier jede noch so seltene Ware kaufen konnte. Zu Beginn waren die Häuser noch zweistöckig, ohne besondere Zier, aber sauber und ordentlich. Je näher er aber dem Zentrum kam, desto größer wurden die Läden und desto prächtiger die Verzierungen außen an den Häusern. Schließlich stand er vor Roas’ Laden, wie er an der großen, weißen Aufschrift auf dem Haus erkennen konnte, das eines der letzten zweistöckigen war. Die Straße hinunter in Richtung Zentrum war gesäumt von drei und mehrstöckigen Häusern, zwischen denen das Gedränge auch spürbar zunahm. Bisher war er ohne Probleme vorwärtsgekommen, trotzdem immer wieder Wagen zum Be- und Entladen am Straßenrand standen, doch vor ihm gesellten sich dazu nun nicht mehr nur vereinzelte, sondern ganze Massen von Fußgängern, sodass er nur noch im Schritttempo weiter gekommen wäre. Er blickte sich noch einmal prüfend um, ob ihm jemand folgte, ehe er umständlich aus dem Sattel kletterte, weil er nur einen Arm dabei zu Hilfe nehmen konnte. Durch eine breite Fensterfront konnte er im Inneren aufgestapelte, aufgehängte und auf Tischen ausgebreitete Stoffe sehen, sowie gegenüber dem Fenster eine lange Ladentheke. Dann gab er sich nach einem kurzen Zögern einen Ruck und trat durch die Tür. Außer ihm schien sich niemand in dem Verkaufsraum zu befinden, doch aus einem Raum hinter der Theke hörte er ein Geräusch und gleich darauf stand er einer sehr jungen, zierlichen, äußerst hübschen, blonden Naraanierin gegenüber, die ihm ein freundliches, jedoch aufgesetztes Lächeln schenkte.
„Willkommen Fremder! Seid ihr sicher, dass ihr im richtigen Laden seid? Meine Stoffe sind ziemlich teuer!“, begrüßte sie ihn mit einem mehr als deutlichen Blick auf seine abgerissene Kleidung.
„Wenn euer Name Roas ist, dann bin ich im richtigen Laden!“, erwiderte Geras lächelnd. „Mein Name ist Geras und ich komme im Auftrag von Caron zu euch!“, fügte er noch hinzu und empfand fast so etwas wie diebische Freude, als Roas zusammenfuhr, als wäre sie vom Blitz getroffen wurde.
„Der Kragier“, war das Einzige, was sie erwidern konnte, ehe sie ihn mit aufgerissenen Augen anstarrte. Etwas umständlich schlüpfte Geras dann mit seinem Arm wieder in den lose herabhängenden Ärmel seines zerrissenen Hemdes, denn er konnte sich vorstellen, welchen Eindruck er machen musste.
„Ihr seid allein gekommen, Geras? Wo sind die anderen, Salina, Olk, Marcon und Cerk?“, fragte Roas, als sie sich von ihrer Überraschung erholt hatte.
„Ihr wisst erstaunlich gut über uns Bescheid, Roas“, entgegnete er stattdessen, ehe er ihre Neugier befriedigte. „Keiner von ihnen spricht naraanisch, daher haben wir uns nicht als Gruppe in die Stadt gewagt. Sie befinden sich in einem Wäldchen nördlich der Stadt und warten auf meine Rückkehr.“
Statt einer Antwort kam Roas hinter der Theke hervor und trat auf Geras zu.
„Verzeiht mir den etwas kühlen Empfang, Geras, doch Misstrauen ist eine der Bedingungen, wenn man in Creepiae Pläne gegen die Herrscher Meridias schmiedet. Ich habe aber bereits alles veranlasst, um euch begleiten zu können.“
„Du weißt bereits, worum es geht?“, fragte Geras und wechselte unbeabsichtigt bereits zu einer vertraulicheren Anrede über. Seine Frage wurde mit einem knappen Nicken und einem entschlossenen Gesichtsausdruck beantwortet.
Der Nachmittag war mittlerweile angebrochen und Salina stand stumm an einen Baum gelehnt und hing ihren Gedanken nach. Auf Zureden der anderen hatte sie am Vormittag doch einige Stunden geschlafen und fühlte sich etwas erholt, sodass sie nicht Gefahr lief, wieder einzuschlafen, wenn sie kurz die Augen schloss. In jenem Moment machte sie sich große Sorgen um Geras und ging wieder und wieder die anderen Möglichkeiten durch, die sie gehabt hätten, um mit Roas Kontakt aufzunehmen. Das untätige Warten und die Sorge um Geras’ Wohlbefinden nagten an ihr, doch wie auch immer sie es drehte, sie kam zu keiner Lösung, die weniger Gefahr bedeutet hätte. Wenigstens musste sie nicht auch noch andauernd auf sich nähernde Wesen achten, denn seit sie gegen Mittag ihre Wache begonnen und die anderen zum Schlafen geschickt hatte, hatte sie keinerlei Annäherung bemerkt. Sie sah zwar noch das zwischen ihrem Standort und Creepiae liegende Dorf, doch außer gelegentlichen, flüchtigen Bewegungen konnte sie dort nichts weiter erkennen. Um die kleine Baumgruppe herum, die sie als einzige Zuflucht hatten ausmachen können, rührte sich nichts. Die Felder und Wiesen lagen friedlich unter der warmen Sonne des Spätsommers und wieder einmal überfiel Salina die Unwirklichkeit und die Ferne der Ereignisse, deretwegen sie nach Meridia gekommen waren.
Etwas später bemerkte sie mit ihren lauschenden Sinnen jedoch, dass sich jemand in ihrer Umgebung befand, ein einzelnes Wesen, das auch noch schnell näher kam. Sie wartete einige Augenblicke, doch letztendlich blieb ihr nichts anderes übrig, als die Schlafenden zu wecken. Marcon fuhr mit einem zornigen Knurren auf, als Salina ihn an der Schulter rüttelte, doch einen Moment später, nach einem Blick in ihr warnendes Gesicht, war er hellwach und aufmerksam. Sie legte den Finger auf die Lippen, um anzuzeigen, dass er sich still verhalten solle, und rüttelte dann Olk wach, der zunächst verschlafen blinzelte, doch dann ebenso schnell wach war, wie Marcon. Cerks Augen dagegen waren schon geöffnet, als Salina neben sie trat, also hatte sie wohl schon etwas bemerkt. Sie hockten sich zu einem Kreis zusammen und blickten neugierig auf Salina.
„Es kommt jemand“, flüsterte sie leise.
„Wie viele?“, fragte Olk.
„Nur eine Person, die es ziemlich eilig hat. Ich kann es natürlich nicht sicher feststellen, aber ich glaube nicht, dass es Geras ist. Versteckt euch, es wird jeden Augenblick so weit sein!“
Nur Augenblicke später konnten sie die kleine Gestalt im Sattel sehen, die im stürmischen Galopp direkt aus Richtung des Dorfes auf das Wäldchen zu ritt.
„Das ist nie im Leben Geras!“, flüsterte Marcon dem neben ihm lauernden Olk zu, „er würde niemals so ungestüm und unvorsichtig auf uns zureiten und uns in solche Gefahr bringen!“
Der oder die Unbekannte zügelte das Pferd schließlich kurz vor der ersten Baumreihe und führte es dann hastig am Zügel hinein. Marcon, Olk und Cerk beobachteten Salina, die schließlich mit einem Nicken anzeigte, dass niemand mehr folgte und sich dann aufrichtete. Mit entschlossenen Schritten trat sie der aufgeregten, jungen Frau entgegen. Diese ließ die Zügel ihres Pferdes los und stürmte auf Salina zu.
„Salina, seid Ihr Salina?“, rief sie aus und packte Salina an den Schultern.
„Du bist Roas nehme ich an?“, fragte Salina in einem Ton, der keine Antwort erwartete. „Bist du des Wahnsinns, so hierher zu stürmen? Du hättest uns alle verraten können!“, fügte sie dann etwas lauter hinzu. Roas beachtete Salinas Vorwürfe gar nicht, sondern fuhr hastig fort:
„Schnell, Ihr müsst mit mir kommen, sie haben Geras gefangen genommen!“
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